Der Spielraum
Der Spielraum nach Emmi Pikler ist ein Raum für freie Bewegung und selbständiges Spielen, Erkunden und Entdecken – frei von jeglicher Animation oder Aufforderung. Er bietet den Eltern (oder anderen Bezugspersonen der Kinder) die Möglichkeit ihre Kinder zu beobachten und dadurch näher kennenzulernen. Bei den Gesprächsabenden gehe ich auf persönliche Fragen ein und auch andere Herausforderungen des Alltags können reflektiert werden.
Was geschieht im Spielraum?
In altershomogenen Gruppen können die Kinder den Raum erkunden. Altershomogen deshalb, damit die Kinder in Ruhe spielen können ohne ihr Spiel vor jüngeren oder älteren Kindern schützen zu müssen.
Es stehen Bewegungsgeräte, wie das Sprossendreieck mit Rutschbrett, der Tunnel/Labyrinth, ein Podest mit Schrägen und eine Krabbelkiste im Raum. Das Spielmaterial wird von mir ebenfalls im Raum platziert und darf nach Herzenslust von den Kindern bespielt werden. Das Spielmaterial ist hauptsächlich ein sogenanntes „offenes“ Spielmaterial (frei von didaktischem Hintergrund) wie Ringe, Reifen, Becher, Schüsseln, Löffel, Bälle, Tücher, Flaschen, u.ä. Hier können die Kinder ihre Fähigkeiten entwickeln, die von Geburt an in ihnen angelegten Fertigkeiten entfalten und ihre Kreativität ausleben.
Die Erwachsenen sitzen am Rand des Raumes, schenken ihren Kindern die ganze Aufmerksamkeit und beobachten sie in ihrem Tun. So kann eine ruhige Atmosphäre geschaffen werden, in der die Kinder Sicherheit und Ruhe für ihr Tun bekommen. Die Erwachsenen lernen ihre Kinder durch genaues Hinsehen immer besser kennen und sehen, wofür sich ihre Kinder gerade interessieren.
Meine Aufgabe ist es, mit meiner voller Aufmerksamkeit zu folgen und sie zu begleiten. Das kann ein Blickkontakt sein oder auch beschreibende Worte, wie z.B. „Du bist auf das Sprossendreieck geklettert – zum allerersten mal! Wenn du müde bist, kannst du eine Pause machen und dich ausruhen."
Manchmal kommt es auch vor, dass sich Kinder zuviel zumuten. Dann beschreibe ich z.B. „Du bist auf der Schräge auf das Podest geklettert und nun sitzt du oben und fühlst dich unwohl. Ich hebe dich hinunter.“ oder „Du bist in den Tunnel hineingekrochen und nun steckt ein Bein fest. Hier, dieses Bein (ich berühre es) – kannst du es wieder ausfädeln?“ Nun warte ich einen Augenblick und gebe dem Kind Zeit, es selbst zu versuchen. Sollte es nicht gelingen helfe ich dem Kind und sage es auch: „Ich helfe Dir.“
Auch Emotionen wie Angst, Wut, Zorn, Ärger benenne ich immer wieder. So bekommen Kinder Worte für ihre Gefühle und lernen sich selbst kennen.
Vielen Eltern wird im Spielraum nach und nach bewusst, wie viele Fertigkeiten ihre Kinder bereits entwickelt haben und was die Kinder alles ohne elterliche Hilfe ausprobieren können. Die Kinder lernen ihre Grenzen gut kennen und stellen sich immer wieder neuen Herausforderung – langsam und in ihrem Tempo!